Wo bleibt der Kompass?
Die Politik droht mit dem Damoklesschwert der Ausgangssperre, wenn dies in den Städten wegen der Disziplinlosigkeit der Menschen notwendig ist, gibt es sicher kaum etwas dagegen zu sagen.
Allerdings scheint die Politik derzeit keinerlei Kompass zu haben, alle Maßnahmen sind halbherzig, sind eher Drohung, denn klare Entscheidung.
Dieses Herumgeeier verunsichert die Menschen von Tag zu Tag mehr, Politiker sein, heisst Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen. „Morgen, vielleicht übermorgen, vielleicht am Wochenende wird es Entscheidungen geben, zuerst müssen wir konferieren, konferieren, konferieren …“, nein Leute, ihr müsst entscheiden. Und sollte eine Entscheidung einmal suboptimal gewesen sein, dann wird sie eben korrigiert.
Oma Anna selig pflegte an diesen Stellen zu sagen: „Morgen, morgen nur nicht heute, sagen alle faulen Leute.“ Vielleicht müsste man präzisieren: „Morgen, morgen, nur nicht heute, sagt uns die Politikermeute.“
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Wir Abgehängten auf dem flachen Land brauchen diese Instrumente zur Disziplinierung nicht, haben die Menschen doch sowieso nicht das Bedürfnis nach unbedingter körperlicher Nähe zu Fremden in der Öffentlichkeit.
In normalen Zeiten sind wir zu kulturellen Dingen nicht selten im städtischen Bereich unterwegs, das Gewimmel und Gewumsel geht mir nach spätestens drei Tagen auf den Geist und wenn mir auf der Rolltreppe der Odem des unbekannten Nächsten laufend ins Genick streicht und ich aus Versehen das klebrige Band am Handlauf angefasst habe …. dann will ich nach Hause.
Wir schaffen es schon in normalen Zeiten problemlos uns lautstark über Grundstücksgrenzen und 10 Meter Abstand zu unterhalten, nur wenn wir ungehört über den Nachbarn zur anderen Seite herziehen wollen, reduzieren wir die Distanz auf 5 Meter. Also, alles easy.
Wir haben einen großen Garten, da kommt uns derzeit niemand in die Quere, 50 Meter weiter beginnt der Wald und dort hat man noch nicht gehört, dass Eichhörnchen, Reh und Specht durch Anpusten und Anhusten Menschen infiziert hätten. Andere Lebewesen treffe ich dort nicht.
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Ein befreundeter Apotheker hat mir letztens augenzwinkernd gesagt, dass er derzeit fast alles verkaufen kann, jeden Tag kämen die Menschen mit neuen Geheimrezepten aus dem Internet zu ihm, die ihnen todsicher gegen Corona helfen würden. Etwa die schlichte Kamille, er hat – gefühlt – seit 3 Jahrzehnten nicht soviel Kamille verkauft wie in den letzten 2 Wochen. Es sei den Leuten und vor allem dem Apotheker gegönnt.
In unserer Gegend haben die Menschen jetzt alte Familienrezepte wiedererweckt: rohe Zwiebel in allen Variationen und Knoblauch in rauen Mengen.
Der Duft von Knoblauch wabert allerorten durch die Gänge und Räume, nicht unbedingt lecker dieser süssliche Geruch, der sich noch dazu lange hält, aber wenn er dazu beiträgt, dass die Menschen noch mehr Abstand halten, dann hat er seinen Zweck bestens erfüllt.
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Euch allen einen c-freien Tag.
Hallo Rainer, wenn ich mal vor einer Reise eine Bank im Zug für mich alleine wollte, habe ich einfach Knoblauch gegessen.
Sage mal, so oft und viel du Oma Anna zitierst, habe ich ja fast das Gefühl, du bist bei ihr aufgewachsen und deswegen so ein pfiffiges Kerlchen geworden.
Irgendwann ist alles mit Corona vorbei, nur die Politiker wahrscheinlich nicht.
Mit Gruß von mir
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Ich bin nicht bei ihr aufgewachsen, aber als Kind war sie oft meine Bezugsperson, sie hatte Geduld …. Lg. R.
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