Alles Verantwortung oder was … ?

Arzneimittel und die Gier

Ich habe keinen Bock mehr auf Corona! Deshalb heute ein anderes Thema.

Klaus Müller, (Name fiktiv), bekommt sein monatliches Gehalt, braucht nicht alles sofort auf und überlegt sich: Wohin damit? Früher kam das Geld aufs Sparbuch, dort vermehrte es sich selbst bei bescheidenem Zinssatz langsam aber sicher. Diese Möglichkeit hat uns die Politik inzwischen bewusst genommen. Wir sollen das Geld nicht ruhen lassen, wir sollen es gefälligst anlegen. Besonders heftig werden den Menschen ‚Fonds‘ – sprich Heuschrecken – ans Herz gelegt. Begründet wird dies mit der Sicherheit der Geldanlage, „breite Anlage“ soll Sicherheit garantieren.

Deutschland und Europa gelangen in eine Versorgungskrise mit Medikamenten, fast jeder, der eine dauerhafte Medikation hat, merkt dies wahrscheinlich beim Gang in seine Apotheke seit geraumer Zeit. Inzwischen werden nicht wenige Medikamente in den Apotheken gehandelt, wie in der DDR die Bananen, als „Bück-Dich-Ware“.

Es verwundert nicht, wird doch der überwiegende Teil unserer Arzneimittel allein aus Gründen der absoluten Gewinnmaximierung in Fernost produziert. Wie kam es dazu?

In den 80ern war ich verantwortlich im großen ostdeutschen Pharmakonzern tätig, kenne als Insider das Metier noch „aus besseren Zeiten“.

Nach dem Krieg bis in die 90er war Deutschland neben der Schweiz zumindest in Europa die führende Kraft auf dem Pharmasektor, und dies qualitativ und quantitativ.

Die winzig kleine DDR etwa versorgte zum überwiegenden Teil den gesamten Ostblock, von Eisenach im Westen bis Wladiwostok im fernsten Osten, von Murmansk im Norden bis Baku im Süden. Fast alle Wirkstoffe wurden in Deutschland synthetisiert, diese wurden dann vor Ort konfektioniert, d.h. abgepackt, und kamen zentral zum Verbraucher. Natürlich gab es auch einmal „Engpässe“, die aber meist temporär und marginal waren.

Mit den 90ern entdeckten die Fonds, sprich ‚Heuschrecken‘, den Pharmamarkt und seine enormen Gewinnmargen für sich. Postwendend kauften sie sich in die bis dahin oftmals relativ „geschlossenen“ Pharmaunternehmen ein und trimmten sie auf absolute Gewinnmaximierung.

Unmittelbare Folge war die Auslagerung der Produktion, sowohl der Wirkstoffe, als auch der Konfektionierung in Länder mit einem geringen Lohnniveau und mit geringen Umwelt- und Qualitätsstandards, also nach Fernost. Dort werden imzwischen große Teile der gängigen Pharmaka produziert, auf Schiffe gepackt und um die halbe Welt nach Europa gekarrt.

Während früher die Qualitätsstandards für Arzneimittel „Made in Germany“ am oberen Rand der internationalen Skala waren, achtet man heute darauf die Mindeststandards einzuhalten und trotzdem müssen immer wieder Chargen wegen zu offensichtlicher Mängel eingestampft werden.

Es gibt genügend Berichte, unter welchen unsäglichen Bedingungen die Menschen in der fernöstlichen Pharmaindustrie teilweise arbeiten müssen, es gibt genügend Berichte, dass Umweltstandards in der Herstellung so gut wie keine Rolle spielen.

Hauptsache die Rendite stimmt, die Rendite der Aktionäre, die zum großen Teil bei den namhaften Pharmaunternehmen inzwischen die „Fonds“ sind.

Also, Leute, legt nach dem Willen der Regierungen Euer sauer Erspartes in Fonds an, damit ihr wenigsten noch einen kleinen finanziellen Benefit habt. Freut Euch über einen kleinen Prozentsatz an Anlagegewinn.

Aber beklagt Euch nicht, wenn Ihr nachher beim Gang in die Apotheke Eure Medikamente gar nicht oder zumindest in fraglicher Qualität bekommt. Vielleicht stecken ja gerade „Eure 5 €“ in einem Fond, der sich im Pharmasektor ohne eigenes Zutun ansonsten dumm und dämlich verdient.

Arzneimittel und Gier, dass passt genauso wenig zusammen, wie die Spitze der GRÜNEN mit wirtschaftlichem und naturwissenschaftlichem Verstand.

8 Kommentare zu „Alles Verantwortung oder was … ?

  1. Ich ging in u.a. auch in Ffm. Höchst zur Schule. Nur ein paar hundert Meter von den „Farbwerken“ entfernt. Da kam noch farbiger Rauch aus den Schloten und es roch nach Chemie. Seltsamerweise starben da auch nicht alle mit 40 und für alle gab es Arbeit und einen, zumindest bescheidenen, Wohlstand. Dann wurde das Unternehmen zerschlagen. Gewinner waren die Franzosen (damals noch Rhone-Poulance) und vermutlich Herr Dormann. Der musste anschließend nicht zum Arbeitsamt.. Es ging wie du beschrieben hast, um pure Gewinnmaximierung. Für das ALG hat ja gefälligst der Steuerzahler aufzukommen.

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    1. Das ist es, was ich schon lange nicht mehr nachvollziehen kann. Manchmal glaube ich, es ist wie in dem Film „Matrix“ … die haben alle die Pille genommen, die einem die Scheinwelt aufzeigt und nicht die Wirklichkeit… so ungefähr.

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  2. Auch wenn du und ich und noch Tausende andere ihr Geld nicht in Fonds oder Aktien stecken, die was mit der Medikamentenherstellung in Fernost zu tun haben, wird sich nichts ändern, denn die Gier nach Maximalgewinnen geht von anderen aus – nicht von mir und nicht von dir.

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  3. Clara, Du hast schon absolut recht. Ich weiss, dass ich mich zeitweise wie Don Quichotte benehme, aber weisst Du, wenn ich mich schon zum Teil aktiv hilflos fühle, will ich mir wenigstens das Gefühl erhalten, nicht zu allem angstvoll und opportunistisch die Klappe gehalten zu haben. Lg.

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  4. Jo 🙂
    Meine Ganfort, Clonid-Ophtal und Simbrinza bekomm eich in der Apotheke „meines Vertrauens“ eigentlich immer.
    Und der Rest der Gesundheit wird a la Robert Franz geregelt 🙂

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