Ein Sack Reis oder was … ?

Die Kraft der Natur

Häufig lese ich in Foren von besonders cool wirken wollenden, aber meist von Fakten kaum beleckten jungen Menschen die – mit Verlaub – blöde Formulierung: „Wen kümmert es, wenn in China ein Sack Reis umfällt?“

Nun ist in China ein Sack Reis umgefallen.

In der Millionenstadt Wuhan nahm eine Infektionswelle mit einem bis dato – zumindest öffentlich – nicht bekannten Virus seinen Ausgang. Innerhalb weniger Wochen erkrankten Zehntausende an einer Atemwegserkrankung, mehrere tausend Betroffene sind bisher weltweit verstorben.

Das ist tragisch, ganz sicher auch in dieser Form ungewöhnlich, aber grundsätzlich abgedeckt vom „normalen“ Lebensrisiko, welches heisst:

Es wird geboren und es wird gestorben.

Und trotzdem drehen gerade die sonst besonders „coolen“ jungen Leute „frei am Rad“.

Der Altmeister des Grauens, Edgar Allan Poe, wusste bereits in seiner „Maske des roten Todes“ darüber zu berichten:

„Lange schon wütete der rote Tod im Lande; nie war eine Pest verheerender, nie eine Krankheit gräßlicher gewesen. Blut war der Anfang, Blut das Ende – überall das Rote und der Schrecken des Blutes. Mit stechenden Schmerzen und Schwindelanfällen setzte es ein, dann quoll Blut aus allen Poren, und das war der Beginn der Auflösung. Die scharlachroten Tupfen am ganzen Körper der unglücklichen Opfer – und besonders im Gesicht – waren des roten Todes Bannsiegel, das die Gezeichneten von der Hilfe und der Teilnahme ihrer Mitmenschen ausschloß; und alles, vom ersten Anfall bis zum tödlichen Ende, war das Werk einer halben Stunde. Prinz Prospero aber war fröhlich und unerschrocken und weise. Als sein Land schon zur Hälfte entvölkert war, erwählte er sich unter den Rittern und Damen des Hofes eine Gesellschaft von tausend heiteren und leichtlebigen Kameraden und zog sich mit ihnen in die stille Abgeschiedenheit einer befestigten Abtei zurück. Das war ein ausgedehnter prächtiger Bau, eine Schöpfung nach des Prinzen eigenem exzentrischen, aber vornehmen Geschmack. Eine hohe mächtige Mauer, die eiserne Tore hatte, umschlossen das Ganze.

Nachdem die Höflingsschar dort eingezogen war, brachten die Ritter Schmelzöfen und schwere Hämmer herbei und schmiedeten die Riegel der Tore fest. Es sollte weder für die draußen wütende Verzweiflung noch für ein etwaiges törichtes Verlangen der Eingeschlossenen eine Türe offen sein. Da die Abtei mit Proviant reichlich versehen war und alle erdenklichen Vorsichtsmaßregeln getroffen worden waren, glaubte die Gesellschaft der Pestgefahr Trotz bieten zu können. Die Welt da draußen mochte für sich selbst sorgen! Jedenfalls schien es unsinnig, sich vorläufig bangen Gedanken hinzugeben.

Auch hatte der Prinz für allerlei Zerstreuung Sorge getragen. Da waren Gaukler und Komödianten, Musikanten und Tänzer – da war Schönheit und Wein. All dies und dazu das Gefühl der Sicherheit war drinnen in der Burg – draußen war der rote Tod.“

Nun führen wir heute keine Schmelzöfen, keine schweren Hämmer zum Festschmieden der Tore mit uns, trotzdem suchen wir nach martialischen Mitteln, um gegen winzige, geruchlose, geschmacklose, unsichtbare Mikroorganismen, hier Viren, zu bestehen.

Nur hilft das wirklich? Schon Poe kannte die Antwort:

Und nun erkannte man die Gegenwart des roten Todes. Er war gekommen wie ein Dieb in der Nacht. Und die Festgenossen sanken einer nach dem andern in den blutbetauten Hallen ihrer Lust zu Boden und starben – ein jeder in der verzerrten Lage, in der er verzweifelnd niedergefallen war. Und das Leben in der Ebenholzuhr erlosch mit dem Leben des letzten Fröhlichen. Und die Gluten in den Kupferpfannen verglommen. Und unbeschränkt herrschte über alles mit Finsternis und Verwesung der rote Tod.

Nun trifft uns nicht der „Rote Tod“, die Pest, wohl aber eine in den allermeisten Fällen harmlose transitorische Atemwegserkrankung, die ohne dauerhafte Schäden ausheilt und nach Überstehen eine längere, vielleicht sogar dauerhafte Immunität hinterlässt. Letzteres wissen wir noch nicht genau.

Die moderne Welt bringt alle zur Verfügung stehenden Mittel gegen den Corona-Virus in Stellung, der zeigt sich undankbar, unbeeindruckt und breitet sich weiter, inzwischen fast weltweit, aus. Aufhalten kann man den Virus nicht, wohl aber mit einem wahnsinnigen Aufwand seine „natürliche Ausbreitungsgeschwindigkeit“ bremsen.

Ich erinnere mich an meine Kindheit. Hatte ein anderes Kind eine Infektion: Masern, Röteln, Mumps, Windpocken achteten besorgte Eltern darauf, dass ihr Kind möglichst gleich mit infiziert wurde. Man steckte die Kinder zusammen, die Infektion war fast zwangsläufig und damit war „es“ durch. Es entwickelte sich eine Immunität und „gut war’s“.

Für Corona vermute ich einen ähnlichen Verlauf:

Sobald genügend Menschen mit dem Virus Kontakt hatten, wird die Infektionswelle von selbst ‚einschlafen‘. Sobald ein genügend hoher Durchseuchungsgrad der Bevölkerung erreicht ist, wird sie sich perspektivisch wie eine normale saisonale Grippe verhalten.

Wir müssen lernen damit zu leben, was uns auch gelingen kann. Jede Form von Panik und Aktionismus ist unangebracht.

Aktuell geht es vorrangig darum die Wirtschaft zu schützen. Das größte Risiko ist derzeit wohl ein wirtschaftliches. Sollte ein großer Teil der Bevölkerung gleichzeitig erkranken, würde dies zu einer kaum zu steuernden Belastung der Systeme führen. Offenbar will man genau dies mit der Überreaktion vermeiden. Ob es gelingt? Ich weiss es nicht.

Wir reden über ein normales Lebensrisiko, die Natur hat das Sagen und nicht wir.

In China ist ein Sack Reis umgefallen.

Ach so Leute, spart euer Geld, kauft keine Masken, keine Desinfektionsmittel – der Kram hilft sowieso nicht oder nur dem Apotheker.

3 Kommentare zu „Ein Sack Reis oder was … ?

  1. Als vor knappen hundert Jahren unser erstes Kind Mumps hatte, erbot sich die Oma, es zu hegen und zu pflegen. Wir gaben das zweite Kind, das noch im Kindergartenalter war, gleich mit, damit es – so wie du es beschreibst – ansteckt und damit durch ist.
    Früher fand ich vieles unkomplizierter.
    Sind die Atemschutzmasken teuer? Kann ich von dem eingesparten Geld einmal gut essen gehen? 🙂
    Mit Gruß von mir

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  2. Reis – Apotheke – Spahn -> Holzwurm oder doch eher Holzkopf 🙂
    Aber der Handel freut sich ob der leergekauften Regale (außer Veggi-Produkte 🙂 )

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