Das Geld ist knapp
Von der Verwaltung unseres schönen Landes hören wir allenthalben, dass das Geld knapp sei und deshalb Schulen nicht renoviert werden könnten, Straßen sind mit Schlaglöchern gespickt, kommunale Wohnungen werden marode – das Geld ist eben knapp. Und der brave deutsche reichlich steuerzahlende Bürger schluckt es widerspruchslos.
Allerdings ist das Geld nicht überall gleich knapp, mancherorts ist es knapper als knapp.
So im bayrischen Erding.
Erding ist seit 2013 Große Kreisstadt und nennt rund 36 000 Einwohner ihr eigen. Die Stadt hat eine bewegte Historie, nirgendwo findet sich ein Hinweis, dass die Stadt das verschollene Schilda sein könnte.
In jedem Jahr kritisiert der Bund der Steuerzahler Verschwendungen, die zum Teil ein Lächeln auslösen, andererseits ob ihrer Unverfrorenheit sprachlos machen, aber alles kann man noch toppen.
Die Große Kreisstadt Erding baut in Kürze einen Tunnel.
Ein Tunnel kann ja durchaus etwas sehr Sinnvolles sein, wenn damit letztendlich Geld gespart oder die Umwelt geschont wird. Ein Tunnel kann auch sinnvoll sein, wenn damit Gefahren für Bürger abgewendet werden, etwa wenn in Großstädten belebte Straßen gefahrlos unterquert werden.
So denkt man auch in Erding, große Kreisstadt, mit rund 36 000 Einwohnern.
Erding hat ein altes ehrwürdiges Rathaus, welches über Jahrhunderte für die Regierung des Städtchens genügend war. Im Zuge der Reduzierung des Verwaltungsaufwandes für die Bürger war jetzt das alte Fachwerkgebäude plötzlich nicht mehr ausreichend. Auf Ratsbeschluss wurde ein Erweiterungsbau direkt gegenüber dem alten Gebäude errichtet, auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Auf der Straße selbst steppt der Bär, eine 20er-Zone in der Innenstadt ohne nennenswerten Verkehr.
Der Verwaltung gebührt nur das Beste. Mit einstimmigem Ratsbeschluss wurde festgelegt, dass die beiden Gebäude durch einen 28 Meter langen Tunnel unter der Straße zu verbinden sind. Schließlich könnte es ja einmal regnen, wenn ein Angestellter / eine Angestellte des Öffentlichen Dienstes von A nach B muss. Des weiteren vermeidet man damit den sonst unvermeintlichen Kontakt mit dem Straßenpöbel.
Die offizielle Begründung allerdings: Aus Gründen des korrekten Datenschutzes könnten beim fußläufigen Queren der Straße amtliche Papiere von unbefugten Blicken erhascht werden oder gar verlustig gehen.
Liebe Stadträte von Erding, das begründet natürlich ohne Zweifel hinreichend die zusätzliche Investition von 1,1 Millionen Euro, Geld ist knapp, der gewünschte Tunnel hätte ja schließlich auch noch teurer sein können.
Vielleicht lässt sich aber auch folgender Vorschlag prüfen:
Die Große Kreisstadt Erding schafft sich eine Sänfte an, meinetwegen zum Sichtschutz mit schönen, regional traditionellen Gardinen. Ausstatten kann man die Sänfte problemlos und mit kleinem Geld mit einem Laptop und eventuell sogar einer Kaffeemaschine. Die Spülmaschine ist entbehrlich, das können die Pförtner beider Gebäude problemlos händisch erledigen.
Aus dem Kreis der jeden Tag den normalen Verwaltungsablauf störenden Bürger werden jeweils 4 Mann rekrutiert, die bei Bedarf die Sänfte mit dem Angestellten oder Beamten des Öffentlichen Dienstes über die Straße tragen.
Und schon sind mindestens 1 Million Euro gespart.
Geld ist knapp, andernorts verfällt die Infrastruktur seit Jahren, aber in Erding gehen die Uhren glücklicherweise noch anders.
PS.: Wegen aufkeimenden Unverständnisses für den Erdinger Verwaltungstunnel hat man jetzt eine neue Begründung erfunden. Bisher seien bereits > 100 000 Euro für die Planung investiert worden, da könne man nicht mehr zurückrudern, das würde das Vertrauen in die Verwaltung erschüttern.
Aber hallo, wo hat man denn dieses Vertrauen noch gefunden? Wahrscheinlich ist es doch genauso selten wie der vom Aussterben bedrohte ‚Heugabelkäfer‘?
Leute, Geld ist knapp, gebt es aus solange es noch geht, mit vollen Händen. Wie sagte doch Saskia Esken vor einigen Tagen? „Jetzt von Steuersenkung zu reden ist gefährlich.“ Wie recht sie doch hat.
Unterirdisch! Liegt vielleicht am Weißbier..😅😅
LikeLike
Unterirdisch im wahrsten Sinne des Wortes.
LikeGefällt 1 Person
Die CSU geht sehr oft vollkommen eigenwillige Wege.
Im Normalfall kann ich Mario Barth ja nicht so richtig leiden – aber der hat eine Sendung, in der er nur solche Idiotien oder Unverschämtheiten oder Blödheiten aufdeckt. Ich frage mich nur: Was nützt es? Wird daraufhin was geändert? Wie die Distel in der DDR – nur Schaumschlägerei.
LikeGefällt 1 Person
Guten Morgen 😃 Clara, ja, die Frage ist tatsächlich, ob man seine Lebenszeit dafür opfern soll, oft genug werde ich sogar angefeindet. Aber was wird, wenn wir alle darauf verzichten die Dinge beim Namen zu nennen? Das Problem sind dabei nicht die, die sich vorn prädestinieren, das Problem sind die, denen hinten alles am Arsch vorbeigeht. Sehr oft höre ich, interessiert mich alles nicht, ich habe meine eigenen Probleme. Nun ja, das “ Publikum“, welches sich zu zeigen wagt, ist echt klein.
Die „Distel“, wir sind alle hingerannt und wollten nicht wissen, dass man selbst damit manipuliert wurde. Die Distel brachte nur das auf die Bühne, was sie durfte. Die Leute haben frenetisch geklatscht, weil sie dachten, es würde tatsächlich gegen den sozialistischen Stachel gelöckt, es war nur ein staatlich montierter Blitzableiter. Alles wie immer, nichts passiert. Dir einen guten Tag, R.
LikeLike