Das Leben eines Philologen soll so sehr aufregend nicht sein, ist doch Sprache etwas eher Statisches.
Jetzt ist es aber wieder an der Zeit, dass sie sich ernsthaft an ihre Arbeit machen. Ich bin der Meinung, es braucht für das Lesen unserer Presse ein zeitgemäßes Glossar.
Laut wikipedia gliedert sich die bisherige Philologie in zwei Zweige:
Philologie ist die zusammenfassende Bezeichnung für die Sprach- und Literaturwissenschaft einer Sprache oder eines Sprachzweiges. Man unterscheidet die Altphilologie (Klassische Philologie), die sich mit Altgriechisch und Latein befasst, und die Neuphilologie, die Beschäftigung mit den modernen Sprachen.
Also, wir reden wahrscheinlich über die Neuphilologen. Zumindest ich habe noch nie gehört, dass in den letzten tausend Jahren zwei Beteiligte beim kämpferisch anmutenden Tanz mit spitzen Gegenständen in Griechisch oder Latein parliert hätten?
Hier ein schönes Beispiel aus der heutigen Presse, vom „Nordkurier“

„Zwei Menschen sind am Samstagabend wegen einer Frau aneinandergeraten.“
Zwei Menschen? Zwei Männer? Zwei Frauen? Eine Frau und ein Mann. Zum Glück klärt uns der Text dann – vorläufig – auf.
Wir hätten das in unserer Jugend ganz anders beschrieben:
„Zwei wahrscheinlich besoffene Kerle prügeln sich so lange um ein wahrscheinlich genauso besoffenes Weib, bis der eine den anderen absticht. Um die Party etwas lustiger zu machen, mischen sich andere ein und es entsteht postwendend eine Massenschlägerei. Die Bullen hatten alle Hände voll zu tun und erhebliche Mühe mit aufheiternden Gefährderansprachen die eskalierende Lage wieder zu beruhigen.„
Das wäre eine eindeutige Aussage gewesen.
Aber ich weiss schon, das geht heute nicht mehr, ist doch nicht klar, ob sich nicht etwa morgen einer der Beteiligten oder gar beide andersgeschlechtlich erklären. Wenn es doch der Relativierung der Gewalttat dient? Aber, dann stimmt ja das ganze Konstrukt nicht mehr. Ein unauflösbares Dilemma, in welches kein seriöser Autor geraten möchte.
Also, ein Glossar muss her …
In jener Zeit trafen sich zwei edle Ritter zum Duell um die Gunst einer edlen Dame. Als der eine versehentlich in das Kurzschwert des Herausforderers lief und seinem Ende entgegensah kam die Meute seiner Vasallen und versuchte die Gleichheit wieder herzustellen. Beim Eintreffen der Obrigkeit beruhigten sie sich nach kurzem Geplänkel. Der Vaterschaftstest steht wohl noch aus..
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Klasse, ist mir so nicht eingefallen.
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Wir leben doch schließlich im Land der Dichter und Denker. Und ich komme ja aus Frankfurt/M – also von da, wo auch Goethe seine Jugend verbrachte. So etwas inspiriert 😊😊
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