Mir scheint, der Herbst beruhigt in diesem Jahr in besonderem Masse die Sinne, obwohl er das ja meistens tut.
Als Kind erinnere ich Filme, in denen immer wieder von „heissblütigen“ Südländern die Rede war. Gemeint waren damit überwiegend Italiener und Spanier. Die noch südländerischen und noch heissblütigeren Männer waren damals auch im Westen noch nicht so präsent wie heute.
Es waren fast ausschließlich Männer von denen die Rede war, für Damen gehörte es sich in den 50ern und 60ern nicht „heissblütig“ zu sein. Die kamen zwar im Vergleich zur biederen deutschen Hausfrau meist auffällig gestylt, traten aber trotzdem koscher auf.
Spielten diese Filme im Sommer, kam das Heissblütige besonders dramatisch daher, spielten sie im trüben Herbst oder Winter wurden daraus schnell finstere oder melancholische Gestalten, die sich nicht selten mehr bedrohlich, denn anziehend gaben.
Im Osten mussten wir uns darauf verlassen, was wir in Westfilmen sahen, Kontakt mit Südländern – Fehlanzeige. Die Südlichsten waren für uns die Südthüringer jenseits des Rennsteigs und die Nördlichsten kamen aus Mecklenburg.
Wir hatten im Osten nicht so sehr mit den Jahreszeiten zu kämpfen. Solche Dinge wie November-Blues und ähnlichen Kram kannten wir nicht. Vielleicht kam es aber auch daher, dass wir in der kalten Jahreszeit mehr als genug zu tun hatten.
Heizen, Kohlen schleppen, Feuer in den Öfen am Laufen halten, Asche wegtragen, allein das half schon den halben Tag aktiv zu überbrücken, sodass wir keine Zeit hatten herum zu jammern, sonst hätten wir im wahrsten Sinne des Wortes an den Arsch gefroren. Täglich 4- 6 Eimer Kohlen nach oben zu tragen, manchmal bis in den 4. oder 5. Stock, hielt fit und sparte die Kosten für das Sport-Studio. So es sie denn gegeben hätte, Fittness-Studios, wir brauchten sie nicht.
Heute pflegen wir unsere Herbst-Depri, wie Oma früher ihre gute Stube, heizen nicht mehr selbst, schleppen keine Kohlen und keine Asche, frieren nicht – aber jammern rum.
Was war mein Ausgangspunkt? Der Herbst beruhigt die Sinne.
In Spanien hat der „Weltklimagipfel“ begonnen, leider kann Greta aus Schwede nicht rechtzeitig präsent sein, sie hängt noch auf dem Atlantik fest.
Um ehrlich zu sein, hatte ich damit gerechnet, dass dort im heißblütigen Spanien von Anfang an wieder die hysterischen Welt-Untergangsapologeten dominieren würden.
Es ist angenehm zu hören, dass jetzt so langsam eine zumindest vorsichtige Sachlichkeit beim Klimathema einzieht, so wie gestern Abend auch bei Plassberg.
Der Herbst beruhigt vielleicht auch da die Sinne, ich hoffe es.