Schon mehrfach habe ich hier das Hohelied des ländlichen Lebens, geprägt vom Miteinander, gesungen.
Wie es so ist, hat gefühlt jede zweite Familie in unserem Dorf meine ärztliche Hilfe oder meinen Rat bei schwierigeren gesundheitlichen Problemen in Anspruch genommen. Zum Glück hat es niemand ausgenutzt und mich etwa mit einem Schnupfen belästigt.
In diesem Jahr hatte ich nun ein Problem und mir kam die irrsinnige die Idee: „Gutes wird ganz sicher mit Gutem vergolten“.
Nach 70 Lebensjahren ist mein linkes Kniegelenk dabei „seinen Geist aufzugeben“, sodass ich derzeit – es ist mir peinlich es zu sagen – nicht 100 Meter schmerzfrei laufen kann, schon gar nicht mit Schubkarre.
Für die Städter: Das ist eine Schubkarre!

Mehrfach habe ich Euch über meine Baumpracht um das Haus herum berichtet, die im Herbst zur Plage wird. Wohin mit den Zentnern von Laub? Nicht alles bringe ich im Garten unter.
Bis zum vorigen Jahr wurde der „Grünschnitt“, also alles was verrotten kann, abgefahren. Heuer hat der regionale Versorgungsbetrieb die im Voraus bezahlte Dienstleistung ersatzlos gestrichen. Die Gebühren allerdings wurden nicht reduziert.
Nun gibt es im Dorf einen jüngeren Mann, der von seinen Eltern – ohne eigenes Zutun – reichlich Grund und Boden geerbt hat, es sei ihm gegönnt. Den Namen werde ich – aus rechtlichen Gründen – nicht nennen, die Einheimischen kennen ihn sowieso.
Eines seiner Grundstücke grenzt an meinen Garten. Dort, unmittelbar an meinem Zaun hat er – weit weg von seinem eigenen Hausgarten – einen schier riesigen Abfallhaufen aufgerichtet. Auch das sei ihm vergönnt. Selbst wenn die vergährenden Äpfel im Herbst die nachbarlichen Geruchsnerven schon sehr strapazieren.
Da ich nicht weiss, wie ich mein verrottendes Laub loswerden kann, mein Knie …., habe ich ihn vor einigen Wochen gebeten, dort ab und zu einen Schubkarren voll auf seinem riesigen Haufen ablegen zu dürfen, zögernd stimmte er „Auge in Auge“ zu, um mir nach wenigen Tagen dieses Schild – anonym bei ‚Nacht und Nebel‘ – vor die Nase zu setzen.

Lieber Nachbar, gern hätte ich Ihren Namen verpixelt, leider hatte ich keine Zeit dazu, ich muss mein Laub wegfahren.
Falls irgendwann in unserem Dorf der Titel „Unfreundlichster Nachbar“ ausgelobt werden sollte, ich werde Sie freudigen Herzens vorschlagen.
Übrigens, der regionale Abgabeplatz für Grünschnitt, ca. 8 Kilometer entfernt, wurde lange bevor das Laub von den Bäumen war, schon geschlossen, Schilda lässt grüßen liebe Bürgermeister.
Auch im abgehängten ländlichen Raum hält somit die neue Zeit ihren triumphalen Einzug.
Was wieder bestätigt: jede gute Tat wird bestraft. Aber im ländlichen Raum ist das schon sehr unüblich. Ich hatte in meiner neuen Umgebung von Anfang an und von den „Eingeborenen“ einige Male Hilfe mit Rat und Tat. Was mir, als Stadtmensch, total neu war. Da muss der Nachbar schon ganz schön falsch gepolt sein, hoffentlich bekommt er Husten und Durchfall zugleich 😀
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Du hast recht. Es ist auch der einzige komische Vogel weit und breit.
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