In den letzten Tagen habe ich Euch in „auf Sand gebaut“ über die Region zwischen Gommern und Potsdam berichtet, über die Gegend, über die Menschen, über ihr ‚Abgehängtsein‘ und ja, auch ihre berechtigte Enttäuschung und ihre Wut.
Natürlich sind mir auch andere Dinge begegnet, etwa am Rande des kleinen Ortes Pritzerbe, nordwestlich der Stadt Brandenburg.
Eines der üblichen farblosen und freudlos wirkenden Dörfchen der Region, keine Sau auf der Strasse, was wohl lediglich daran liegt, dass die klassische regionale Landwirtschaft mit Haus und Hof praktisch keine Rolle mehr spielt. Unsere Frau Kanzlerin macht ja lieber Verträge über Fleischlieferungen mit der halben Welt, statt die eigene Produktion zu stärken, ist aber wieder wegen einer guten Sache, damit speziell die Kühe hierzulande nicht mehr soviel Methan furzen, damit angeblich das Klima versauen und die Heilige Greta erzürnen könnten.
Nun sieht zwar auch unsere Kanzlerin nicht aus, als würde sie sich statt eines opulenten Mahls mit dem gelegentlichen Knabbern einer einzelnen ökologisch korrekten Möhre bescheiden müssen, aber das steht wieder auf einem anderen Blatt.
Also, der Ort Pritzerbe, nordwestlich von Brandenburg liegt an der B 102, hat einen ‚Rest‘ Bahnhof und nennt eine eigene Fähre über die Havel sein eigen.
Von Brandenburg kommt man mit der Bahn tagsüber im Stundentakt(!) innerhalb von 19 Minuten nach Pritzerbe. Was ich schon beachtlich finde. Und trotzdem(?) ist dort ’nüscht los‘.
Verlässt man allerdings die B102 nach rechts erreicht man den Ortsausgang über die Marzahner Allee – und dort lauert der Knaller.
Froh, dass man den Ort passiert hat, taucht rechts ein wegweisendes Schild auf, nicht mehr ganz neu, aber immer noch gut lesbar: „Rohrweberei Pritzerbe“.
Ich überwinde mich, halte an, quäle mich aus dem Auto, die ersten Schritte etwas hinkend.
Was ich dann finde, ist unbedingt des Anhaltens wert.
Ein schmaler Streifen Land, beidseits begrenzt von einheimischem Schilf, aber seht selbst:
https://rohrweberei.de/naturparadies
Auf dem Gelände begegnen mir zwei Männer, der Ältere löffelt in aller Seelenruhe und sehr gründlich sein Mittagessen aus einer Alu-Assiette (ökologisch bedenklich), der Jüngere harkt mühsam auch noch den letzten Grashalm aus der kleinen Freifläche vor dem Eingang.
Eine top gepflegte Anlage, gleichzeitig ein kleines, liebevoll gestaltetes Museum zur Geschichte der Rohrweberei im Ort und ein Beispiel dafür, wie Engagement aus praktisch Nichts – wildwachsendem Schilf – etwas durchaus Positives schaffen kann.
Also, falls ihr einmal nach Pritzerbe kommt, einfach anhalten und selbst nachsehen.
Falls ihr ein Gewächshaus habt, hier werden auf genaues Mass Matten zum Abdecken gefertigt, Haltbarkeit rund 10 Jahre. Falls ihr blickneugierige Nachbarn habt, die Matten taugen auch sehr gut als undurchdringlicher Sichtschutz und alles garantiert Bio, kein Kunststoff, kein Alu, kein Glas und dazu noch ökologisch perfekt. Laut der beiden Männer: „Anruf genügt und geliefert wird prompt.“
Hier hat man also etwas Vernünftiges in den Sand gesetzt, anders die Brandenburger SPD.
Darum jetzt zu Elfriede, Elfriede Handrick ist Kassenwart einer SPD-Sprengel in Wustermark, einem ebenso tristen Ort, lediglich rund 40 Kilometer von Pritzerbe entfernt.
Elfriede hat es, auf einem, dem Durchschnittsbegabten nicht erkennbaren Weg vor wenigen Tagen ins ZDF-Morgenmagazin gebracht und dort folgendes Statement abgegeben: (bitte selbst googeln, kein Fake)
…Ich finde es auch nicht richtig, dass man immer die Sorgen und Nöte der Bevölkerung Ernst nehmen muss. Was haben die denn für Sorgen und Nöte? Ich versteh das nicht. Ich kann das nicht verstehen. Und ich denke mir auch, auch wenn sie Sorgen und Nöte haben, dann haben sie auch noch lange nicht das Recht, hier mit “Heil Hitler!” durch die Straßen zu laufen….
Ich vermute, Elfriede hat einen an der Klatsche, dieser Beitrag ist mutmasslich an Dämlichkeit kaum zu überbieten.
Wenn es ein Beitrag zur Wahlwerbung ihrer Partei sein sollte, dann passt er sich der aktuellen Qualität der SPD nahtlos an.
Er versichere, mir ist bisher nicht ein einziger Brandenburger mit dem Nazigruss blöd gekommen, selbst in dörflich abgehängten Gaststätten oder beim regionalen Fischer wird man so nicht begrüsst.
Im Gegenteil, alle erwidern auf der Strasse meinen spiessbürgerlichen Gruß. Die Älteren mit einem „Guten Tag“ oder einem scheuen, leichten Nicken, die Jüngeren erwidern unisono mein einfaches „Hallo“.
Falls Elfriede tatsächlich mit „Heil Hitler“ gegrüsst wird, dann machen sie oder ihre im Land regierende Partei möglicherweise etwas grundlegend falsch. Vielleicht ist es aber auch nur Ausdruck der Panik vor dem in Brandenburg drohenden enormen politischen Bedeutungsverlust?
Das jedenfalls hat die Brandenburg-SPD wenige Tage vor der Landtagswahl gründlichst in den Sand gesetzt, so verliert man Wahlen.
Da sind die Pritzerber mit ihrer Rohrflecherei aber 10x heller.
Chapeau Elfriede!