Bedürfnisse …

Am Wochenende habe ich in einer großen deutschen Tageszeitung gelesen, wie schlecht es mir tagtäglich geht.

Wir auf dem Land sind abgehängt, noch dazu auf dem östlichen flachen Land, geprägt von gesellschaftlichem Rückschritt. Umzingelt sind wir geradezu unentrinnbar von Rechten, Tag und Nacht vermissen wir die Vorzüge städtischen Lebens, die Bar, den ‚Chinesen‘, Sushi ist praktisch frisch nicht zu haben.

Der nächste Supermarkt ist 5 Kilometer entfernt, der letzte Arzt hat das Dorf verlassen und die Menschen müssen sich in den Nachbarort begeben, um sich medizinisch versorgen zu lassen. Wahrscheinlich deshalb laufen die Leute deutlich weniger zum Arzt, man weiss sich oft selbst zu helfen. Und falls man es nicht schafft, hat die Großmutter diesen oder jenen gesundheitlichen Rat, der sich seit Jahrzehnten bewährt hat.

Ich vermisse einen 24 stündigen Lärm- und Lichtsmog. Während im Städtischen die Sinne nie zur Ruhe kommen, es ist nie still, nie dunkel, muss ich mich auf dem Land mit mir selbst beschäftigen.

Die Stille um mich herum ist irritierend, ich sehe keine Menschen mit Ohrhörern auf dem Kopf.

Nachts wird es dunkel, die Sinne kommen zur Ruhe, es gibt deutlich weniger Menschen, die ‚ihren‘ Therapeuten brauchen.

Die Luft ist sauber, in unserem Dorf gibt es nicht eine einzige Messstation, die die unvermeidliche Umwelthysterie verbreitet. Feinstaub und Stickoxide interessieren weder Mensch noch Sau.

Die Menschen auf dem flachen Land verhalten sich seltsam. Sobald sie sich begegnen, grüssen sie sich gegenseitig, nicht selten ergibt sich ein spontanes Gespräch. Wir vermissen es, uns aneinander vorbei zu drängen, den Anderen nicht wahrzunehmen.

Ja, ich bin arm dran, abgehängt auf dem flachen ostdeutschen Land.

Alles eine Frage der Bedürfnisse.

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