Vom Kräftchen zur Kraft?
Kräfte zu haben ist in einem Kampf etwas sehr Nützliches, keine oder nur geringe Fähigkeiten zu haben und doch nicht unterliegen zu wollen, erfordert einen besonnenen Einsatz der eigenen Kräfte.
Ein wohl typisches Beispiel zeigen die historischen Berichte über die Schlacht bei den Thermopylen, nach den Überlieferungen am 11. August 480 v. Chr. zwischen den Griechen und den Persern. Es gelang den Griechen durch eine gute Taktik und eine Bündelung ihrer sehr geringen Kräfte das absolut überlegene persische Heer zumindest eine Weile aufzuhalten.
Ich denke, Ähnliches können und müssen wir heute im Kampf gegen Covid-19 erreichen, wir müssen es erreichen und können es als Gesellschaft auch erwarten.
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Die Mikrobiologen und Epidemiologen sind eine kleine Gruppe von Medizinern und Naturwissenschaftlern, die im Vergleich zu uns einfachen Ärzten meist ein vergleichsweise beschauliches Dasein führen, was ihnen die Möglichkeit gibt stabil wissenschaftlich arbeiten zu können. Aktuell sehen wir das bei einer kleinen Untergruppe, den Kollegen, die sich schwerpunktmäßig mit Viren beschäftigen, den Virologen.
Viele Virologen schaffen es in ihrem gesamten Berufsleben nicht einmal ins Licht der Öffentlichkeit und der Kameras zu kommen. Ich kenne Kollegen, die das auch nicht wollen und dankbar sind, dass sie in „aller Ruhe“, dabei fleißig wie die Bienchen wissenschaftlich arbeiten können und sie sind froh ab und zu eine Arbeit in einer angesehen wissenschaftlichen Zeitschrift publizieren zu können.
Ich verstehe das und war in meinem Berufsleben gelegentlich hier und dort sogar neidisch, wenn ich vom medizinischen Alltag überrollt wurde und an einem Thema „nicht Dranbleiben konnte“.
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Gnadenlos hat nun Corona unsere wenigen Virologen ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt, nicht jeder ist dem Licht der Scheinwerfer gewachsen, muss es auch nicht.
Das ist aber nicht mein Thema.
Die Kapazität unserer wissenschaftlichen Mikrobiologen und Epidemiologen ist begrenzt. Wir haben das RKI, quasi die staatliche Überstruktur. Dann gibt es Kapazitäten in Wissenschaftlichen Instituten, etwa bei Helmholtz. Universitäten, die etwas „auf sich halten“, führen virologische Institute. Das war es aber auch schon.
Die virologisch tätigen Kollegen, die ich persönlich kenne, sind sehr intelligente und strukturierte Menschen, was wohl eine conditio sine quo non für erfolgreiche wissenschaftliche Arbeit ist.
Wir haben also ein nur kleines, aber intelligentes Potential an Fachleuten zur Verteidigung bei unserer „Schlacht bei den Thermopylen“ gegen den angreifenden Corona zur Verfügung.
Um so mehr irritiert es mich, wenn ich das Gefühl habe, dass zwischen dem RKI und den peripher tätigen Kollegen wenig zusammen geht, auch zwischen den virologischen Ordinarien wenig zusammen läuft, ja, man sich sogar, so es nur Gelegenheit gibt, gegenseitig ans Knie pinkelt. Der Eine freut sich, wenn er – ohne die „Kontrahenten“ – in ‚Nature‘ veröffentlichen kann, der Andere klagt im Fernsehen das RKI des Versagens an, was stimmen mag oder auch nicht, ich kann es nicht beurteilen. Auf jeden Fall ergibt es insgesamt ein jämmerliches Bild.
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Leute, die Pandemie ist nicht dazu da, dass Ihr Euch persönlich profiliert. Die Gesellschaft hat ein Recht darauf, dass Ihr Euch zusammenschließt, Eure Kräfte bündelt und gegen das überlegene Heer nicht der Perser, sondern des Corona antretet.
Wo Euer Schlachtfeld genau ist, sein kann, sein muss, das müsst Ihr entscheiden.
Vergesst für ein paar Monate Eure erkennbaren persönlichen Vorbehalte, arbeitet zusammen, klärt Eure Ziele und macht Euch – verdammt nochmal – endlich gemeinsam an die Arbeit.
Jeder Einzelne von Euch ist nur ein Kräftchen, macht daraus eine Kraft!
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Lieber Rainer, bei deinen letzten drei Absätzen habe ich Kopf-Nick-Krampf bekommen, na ja, fast. Aber so ist der Mensch – jeder will sich an die Spitze schieben und am meisten profilieren. – Ich hoffe, es kommt dennoch was Vernünftiges bei dem ganzen Gezocke bei raus!
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