Tag 6 des Corona-Notstandes

Alles anders oder was … ?

Die Hörfunksender sind voll von Beiträgen, wie man mit Corona umgehen soll oder auch nicht, Kardinal Wölki feiert auf allen Kanälen eine gespenstische Messe im leeren Kölner Dom. Es gibt sicher Menschen, die darin Trost finden, das ist auch gut so, ich kann damit nichts anfangen.

Heute nacht habe ich mich in einer Schlafpause dabei ertappt über diesen und jenen persönlichen Corona-Aspekt nachzudenken, die Gedanken waren nicht die freundlichsten und so war ich durchaus erleichtert, dass gegen 6.30 die Sonne aufging.

Eine freundliche Sonne, eine Tasse Tee und ein frisches Brötchen taten das Ihrige und ich hatte mich wieder ein. Ich hoffe nicht, dass es ein Dauerzustand wird.

Um mich herum sind die Menschen coronafrei, ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich mich darüber freuen soll oder doch hoffen, dass wir alles schnell „hinter uns“ bringen sollten, so oder so, damit das Leben sich wieder normale Bahnen suchen kann, wie die dann auch immer aussehen werden.

Gestern, Samstag, war ich gegen Mittag kurz einkaufen, die kleinen üblichen Dinge für 2 Personen, im Supermarkt kein Problem. Mit den Jahren kennt man im regionalen Supermarkt die Verkäuferinnen, eine Kollegin im mittleren Alter, verräumte tatsächlich mit Schweißperlen auf der Stirn Paletten, u.a. riesengroße Kisten mit Rasenmähern und ein älterer Herr fragte kopfschüttelnd, es klang sogar ehrlich: „Warum verkaufen Sie denn noch Rasenmäher?“

Ja, warum verkauft man „noch Rasenmäher“?

Ich verstehe, dass viele Menschen sich Sorgen machen, um ihre Gesundheit, um ihre soziale Perspektive und um ihr Leben.

Ich verstehe, dass es niemand Spass machen kann sich ggf. selbst als Opfer zu erleben, das gilt ohne wenn und aber auch für mich.

Es würde mir keinen Spass machen plötzlich „Corona-Betroffener“ zu sein.

Zu dem einmal eingeschlagenen Weg der Corona-Eindämmung gibt es wahrscheinlich momentan keine theoretisch besser zu begründende Alternative, auch wenn wir nicht wissen, ob und wie es wirken wird.

Gleichzeitig habe ich aber auch ein sehr unangenehmes Kribbeln im Genick, wenn ich daran denke, wie widerstandslos und obrigkeitshörig wir unsere Grundrechte an einen Personenkreis abgeben, der seine Fähigkeit die Krise zu bewältigen überhaupt noch nicht nachgewiesen hat.

Das der/die Einzelne in Situationen, in denen man sich ausgeliefert fühlt, gern die Verantwortung an Andere abgibt ist ein typisch menschlicher Kompensationsmechanismus. Es scheint zuerst einmal Schutz und Sicherheit zu vermitteln, dorthin zu laufen, wohin die Mehrheit läuft. Die Menschen drängen in die Mitten, weil man dann noch einen „Schutz“ um sich herum hat. Deshalb sind auch „politische Mitten“ so stark.

Was mir Unbehagen bereitet ist Unehrlichkeit.

Politisch und medial wird auf die Asiaten, Trump, Johnson eingedroschen, dass es eine wahre Freude ist, obwohl NIEMAND in Deutschland in seinen Entscheidungen sicherer ist. Vielleicht ist dieser oder jener eloquenter als Trump, nicht so ungehobelt, vorsichtiger im Ausdruck, aber wir stochern genauso mit der Mistgabel im Heuhaufen, wie alle anderen auch.

Das ist Ehrlichkeit!

Passen wir gemeinsam auf, wohin der Hase läuft, mit, neben und nach Corona. Das ist unsere Verantwortung.

Und, ich gebe zu, mir fehlt momentan das Vertrauen in die Handelnden, auch wenn ich es nicht besser weiss, aber Unehrlichkeit lässt bei mir alle Alarmglocken laut schrillen.

Übrigens, danke an die Kollegen der Feuerwehr und des Rettungsdienstes, Euch vertraue ich.

Ja, warum verkauft man noch Rasenmäher?

8 Kommentare zu „Tag 6 des Corona-Notstandes

  1. Das Gras lässt sich eben auch durch Corona nicht am wachsen hindern. Und die Bevölkerung bestimmt auch nicht. Was werden die meisten Paare denn jetzt machen, bei Ausgehverbot und miesem TV Programm ☺️ Danken kann man den ansonst kaum beachteten Mitmenschen an vorderster Front nicht genug. Im menschenleeren Dom eine Messe zu halten kann denen, die wirklich gebraucht werden, nicht das Wasser reichen. Da sollte der Herr Kardinal lieber seinen A.. heben und sich ‚mal zu seinem Fussvolk begeben. Die brauchen helfende Hände. Denen langt die Not zum Beten..

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  2. Rainer, habe ich bei dem Video was nicht verstanden? Ich habe es zwar im Schnelldurchlauf angesehen, aber außer, dass immer wieder neue Wagen ausgerückt sind, ist nichts passiert – bis auf die lauten Sirenen, die mir im Ohr gedröhnt haben. Am Ende stand was von Filmstadt – war das ein filmreifer Einsatz?
    Weißt du, was mir u.a. Unbehagen bereitet? Da ja das Testmaterial nicht ausreicht oder die Kapazität überschreitet, werden ja viele Erkrankte gar nicht getestet und somit auch nicht in die Statistik aufgenommen. Das bedeutet doch, dass die Dunkelziffer an Erkrankten sehr viel höher ist.
    Es gab schon angenehmere Zeiten in der Welt.
    Mit Gruß von mir

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    1. Das trifft es doch ganz genau, laute Sirenen und nichts passiert.

      Manchmal gibt es eben Situationen, für unsere Generation zum Glück zum ersten Mal, da reicht es nicht den Schwanz einzuziehen und möglichst keinen Schatten zu machen. Da gehört es sich, das gehandelt wird.

      Allerdings muss sich dann jemand den Hut aufsetzen und entscheiden, erschiessen kann er sich immer noch, wenn es schiefgegangen ist.

      Ja, es gab schon angenehmere Zeiten, da bin ich völlig bei Dir, aber darauf gibt es leider keinen Rechtsanspruch.

      Lg. R.

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      1. „… aber darauf gibt es leider keinen Rechtsanspruch.“ – wie schade. Ich wäre ja unter anderen Bedingungen als in der DDR herrschten, gern Rechtsanwältin geworden – vielleicht hätte ich ihn dann einklagen können 🙂 😉

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  3. Hm, das mit der Wahrheit und der Lüge – um nichts anderes dreht es sich doch, wenn du von „Unehrlichkeit“ schreibst, das ist doch nicht neu. Ich meine, das existiert nicht erst seit Corona.

    Ist es nicht so, dass „sie“ versuchen, uns mit ihren „Unwahrheiten“ weißzumachen, sie hätten Ahnung und wüssten, was sie tun? Gleichzeitig natürlich versuchen einzureden: „Das was wir sagen, ist das Richtige?“

    Hat irgendwie irgendetwas von Manipulation …

    Dir noch einen schönen Restsonntag, lieber Rainer.

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  4. Rasenmäher verkauft man vorsorglich aus dem Hoffnungsprinzip heraus. Es könnte ja sein, dass das Leben doch weitergeht.

    So wie man aufsteht, zur Arbeit geht und all die anderen notwendigen Angelegenheiten erledigt, obwohl man eigentlich chronisch lebensmüde ist und sich das alles so gesehen nicht mehr lohnt. Aber es könnte ja sein, dass man sich doch nicht oder nicht demnächst umbringt. Von daher, einfach weitermachen.
    Rasenmäher entsorgen oder sich umbringen kann man später immer noch.

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  5. Wenn man Haus und Grundstück hat, muss man sich ja irgendwie beschäftigen und es will ja weiter alles gepflegt sein. Oder frei nach Reinhard Mey: Irgendwo mäht immer jemand. So hier. Es war schon schwer die letzte Woche zu überstehen. Es sind doch mehr zu Hause als sonst und es wird alles herausgeholt, was Lärm macht von früh bis spät, tagtäglich. Wenn alle zu Hause bleiben sollen, kann Bitte auch ein Lärmverbot erlassen werden, damit man das ohne Mord und Totschlag , Nervenzusammenbruch und Haarausfall überstehen kann. Ein Sonntag pro Woche reicht da nicht.

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