Es ist peinlich, schade, unangenehm, wenn man intellektuell nicht mehr mit den Aktivisten der Gesellschaft mithalten kann. Dieses Gefühl quält mich, lässt mich nicht mehr ruhig schlafen oder ist es doch eher mein arthrotisches Knie?
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Meine Meinung, dass wir den Klimawandel von der falschen Seite angehen, kennt ihr. Ich bleibe dabei, dass es wesentlich vernünftiger wäre, sich rechtzeitig auf die Auswirkungen des zyklischen Klimawandels vorzubereiten, wozu auch gehören kann, dass für Menschen ein neuer Lebensmittelpunkt geschaffen werden muss. Und zwar dann, wenn es tatsächlich soweit sein sollte. Niemand weiss, wie unsere Welt in hundert Jahren aussehen wird.
Es bleibt aber auch dabei, dass Geschäfte heute gemacht werden. Und mit der „Klimapolitik“ lassen sich gar gute Geschäfte machen. Nicht für die Mehrheit von uns kleinen Leuten, aber das verspricht ja auch niemand. Die Zahl der Profiteure ist gering, man möchte fast sagen überschaubar. Das reicht ja wohl auch.
Und wenn man heute gute Geschäfte machen kann, warum sollte man hundert Jahre warten, nicht wissend, ob der Klimawandel das vielleicht tatsächlich einfordert? Keine heute tätigen Unternehmen locken imaginäre Geschäfte in hundert Jahren, nicht in fünfzig, nicht in 10 Jahren.
Es fällt den Protagonisten nicht schwer einen großen Teil unserer Menschen unter der Klimafahne zum Kampf gegen das Klima, wie Don Quijote gegen Windmühlenflügel, zu motivieren.
Und, wer sich dem allgemeinen Aktionismus verweigert, wird gefeuert.
Erfahren hat dies Fritz Vahrenholt, ein hochangesehener Wissenschaftler, dessen Intellekt wahrscheinlich ebensolche Lücken aufweist, wie mir das neuerdings widerfährt.
Nachdem sich die Heilige Inquisition mehrere Jahrhunderte zurückgehalten hat, wahrscheinlich aus taktischen Gründen, ist sie nun wieder da. Der Fritz kann froh sein, dass er nur gefeuert und nicht der hochnotpeinlichen Befragung unterzogen wurde. Möglicherweise hat man ihm die Instrumente zumindest schon einmal gezeigt? Seit Galileos Zeiten sollten sie doch noch irgendwo zu finden sein.
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Die Medien melden, dass im islamischen Pakistan ein muslimischer Professor, wegen ‚Blasphemie‘ zum Tode verurteilt wurde. Der Mann sitzt bereits seit 6 (sechs) Jahren in Untersuchungshaft, davon fast immer in Einzelhaft, da die Behörden fürchten, dass er sonst von Mithäftlingen ermordet würde. Ihm wird zu Last gelegt, dass er „antiislamische Inhalte“ vertreten haben soll.
Ich habe keine empörte Stellungnahme etwa von Aiman Mazyek, der sich sonst wegen jedes Pupses beschwert, gehört. Kein Zucken der Grünen, die arbeiten sich lieber an den geschundenen und schlecht entlohnten Paketboten hierzulande ab.
Unsere Regierung, die sonst jede internationale Nichtigkeit wichtig zu kommentieren pflegt, hüllt sich in Schweigen, alles in Ordnung, nichts passiert, Hauptsache Boris Johnson kämmt sich endlich einmal seine Strubbelfrisur.
Ich verstehe diese Dinge nicht mehr, es liegt wohl an meinem Intellekt.
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Selbst Joanne K. Rowlings ist von gestern auf heute in Ungnade gefallen.
Nein, sie hat keinen neuen Roman vorgelegt, der bei empörten Fans durchfiel. Sie hat niemand bestohlen, geschlagen oder gar getötet, sie hat nicht gedealt und auch kein Koks gestreckt, welches sie dann in den Gängen des Bundestags oder im Cotti im markierten Bereich vertickt hat. Das wären Peanuts und man hätte erstmal die „unbekannten Hintergründe der Tat“ zur Relativierung heranziehen müssen.
Nein, Joanne Rowlings hat sich nahezu blasphemisch benommen, indem sie vorsichtige Unterstützung für die britische Wissenschaftlerin Maya Forstater bekundete, die sich zum Thema ‚Transgender‘ geäußert hatte und dafür ihrerseits gefeuert wurde.
Unter anderem schrieb Maya Forstater:
„Ich glaube, dass männliche Menschen keine Frauen sind. Ich glaube nicht, dass ,Frausein‘ eine Frage der Identität oder weiblicher Gefühle ist. Es geht um Biologie. Menschen beiderlei Geschlechts sollten nicht diskriminiert werden, weil sie nicht den traditionellen geschlechtsspezifischen Erwartungen entsprechen.“
Diese Meinung entspricht sicher nicht der heute allgemein akzeptierten Lehrmeinung oder vielleicht besser gesellschaftlichen Haltung, aber es ist eine Meinung, über die auch laut nachzudenken im Rahmen wissenschaftlicher Diskussion erlaubt sein sollte. Ist es nicht, dafür wird man heute kurzerhand gefeuert.
Kein empörtes Wort in unseren Medien gegen die Ausgrenzung Andersdenkender, kein einziges.
Ich kann mich noch gut an den Rosa Luxemburg zugesprochenen Satz erinnern:
„Die Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden.“
Als Ende der 80er Teile der damaligen DDR-Bevölkerung gegen den Staat rebellierten, ich war nach einem schmerzlichen Erkenntnisprozess auch dabei, wurde von westdeutschen Medien immer genau dies vom Osten eingefordert. Heute ist er wohl in Vergessenheit geraten.
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In einem Land, in dem ein drittklassiger Comedian den gewählten Präsidenten eines großen NATO-Partners unwidersprochen „Ziegenficker“ nennen darf, wird – so scheint es – der Rahmen „zugelassenen“ gesellschaftlichen Diskurses immer enger gezogen.
Es kann nur daran liegen, dass ich das falsch sehe, da mein Intellekt mit dem der Aktivisten nicht mehr mithalten kann. Alles andere mag man in einem demokratischen Land gar nicht einmal denken.
Selbst wenn es so wäre, als im Osten sozialisierter Mensch ist mir das alles nicht neu.
Aber zum Glück ist es ja nicht so, nur mein defizitärer Intellekt eben…