Alles Wechsel oder was … ?

Von der Kunst des Anstellens

Nach der SPD sucht jetzt die CDU neues Führungspersonal, es ist lustig zu sehen, wie devot und handzahm sich die interessierten Herren aus der Latte- und Kamillentee-Generation dabei geben und sich brav an der täglich länger werdenden Schlange anstellen.

Gern gebe ich aus meiner Lebenserfahrung heraus einige kleine Hinweise, da sich die Herren sichtlich vor einem richtigen offenen Machtkampf – wie es sich gehören würde – scheuen.

Der Einfachheit halber könnte ich natürlich auf ‚Gift und Dolch‘ verweisen, Caesar und Brutus sind dafür gute Beispiele, wobei, der historische Vergleich ist interessant.

Caesar wurde, nachdem er sich im Februar 44 v.Chr. vom Senat zum ‚lebenslangen Diktator‘ hatte ausrufen lassen, zur Zielscheibe der Neidvollen. Die ‚Freunde der Republik‘, eine Gruppe von Senatoren, die danach trachteten auch endlich ungehindert an die in Rom besonders prall gefüllten Fleischtöpfe zu kommen, verabredeten sich ihn zu meucheln, was sie am 15. März 44 v.Chr. blutig und gründlich in den Räumen des Senats taten.

Interessant ist, dass die Mehrheit der ‚Caesar-treuen‘ Senatoren, die vorher in seinem breiten Windschatten ihr Schäflein bereits gründlich geschoren hatten, sich nicht gegen die Attentäter stellten, sondern postwendend ihr Fähnchen in den nun neuen Wind hängten und den Caesar-Mördern innert zweier Tage Amnestie gewährten. Dass das Ganze im Nachhinein zur „frechen Widerstandshandlung“ umgedeutet wurde, geschenkt, das kennen wir aus der Zeit nach dem Sturz von Diktaturen bis heute zur Genüge.

Sicher ist es politisch nicht korrekt, wenn mir dabei die Erinnerung des Machtwechsels in der CDU von Helmut Kohl zu Angela Merkel durch mein umnebeltes Hirn wabert, deshalb sage ich es auch nicht und lasse es bei den Gedanken.

In meiner Jugend in der Großstadt lebend, studierte ich das Dilemma des ÖPNV. Die Busse, O-Busse und Straßenbahnen verkehrten spärlich, meist dann, wenn man sie nicht so unbedingt brauchte und wenn man sie brauchte, waren sie proppenvoll. In den Wagen zu gelangen war ein Kunststück, weil die Bahn bereits maximal gefüllt ankam und wenn man nicht einen Platz unmittelbar an der mit Hand zu öffnenden Tür ergattert hatte, war man schlichtweg angeschissen, man kam nicht mehr hinein.

Einen klaren Vorteil hatten die Profis, wussten sie doch zumindest so ungefähr wo die Tür an der entsprechenden Haltestelle hielt. sodass sie sich rechtzeitig und günstig positionieren konnten.

Und dann gab es natürlich kleine Tricks, die das Hineinkommen gut sichern konnten.

Ein schierer Segen war eine Frau mit Kinderwagen. Es war ungeschriebenes Gesetz, eine Frau mit Kinderwagen blieb an der Haltestelle nicht stehen. Selbst wenn sie ganz hinten stand reichte ein leises: „Darf ich bitte…?“ und die Menschenmenge, sonst wie eine zum Schlag fest geballte Faust, teilte sich wie von Geisterhand geleitet und liess die Frau durch. Ich gehörte – fast – immer zu denen, die schon ganz hinten prophylaktisch mit Hand an den Kinderwagen anlegten: „Ich helfe Ihnen natürlich …“, und schwupps war ich mit drin. Cave: „Tue Gutes, dann bleibst Du nicht stehen.“ In der Politik nennt man das, so glaube ich zumindest, Lobbyarbeit.

Ansonsten hub, kaum wurde die Tür geöffnet, ein Hauen und Stechen um die sichersten Plätze an, die noch halbwegs das Mitkommen sicherten. Blöd war es genau in Türmitte zu stehen, dann wurde man von den Aussteigenden gnadenlos nach hinten gedrängt. Die Aussteigenden hatten den Vorteil, sie konnten sich von oben in die unten wartende Menge fallen lassen, unten hatte man gegen den fallenden Schwung keine Chance. Unmittelbar hinter den letzten Aussteigern drängten sofort die unmittelbar rechts und links neben der Tür Harrenden hinein. Es war wie eine Mauer und in der „Mitte hinten“ hatte man keine Chance mehr, konnte seine Energie sparen und sich auf die nächste Bahn mit dem gleichen Ritual vorbereiten. In der Hoffnung, es käme diesmal rechtzeitig eine Frau mit Kinderwagen…

Die heisse Schlacht an der Straßenbahn war ein lieb gewonnenes tägliches Ritual und oft bin ich gelaufen, weil mir das Schieben, Schubsen und Drängeln einfach zu doof war.

Das gleiche unangenehme Drama gab es in der Regel beim Aussteigen. Hatte man Glück und kam als einer der Ersten in die bereits überfüllte Bahn, wurde man gnadenlos von den Nachdrückenden in Richtung Mitte des Wagens geschoben. An sich nicht schlimm, war es doch dort im Winter warm, machmal kam es notgedrungen zu Körperkontakt, der konnte angenehm oder auch mal nicht so ganz genussvoll sein und umfallen konnte man während der oft holprigen Fahrt auch nicht, dazu war einfach kein Platz. Das Problem bestand allerdings darin, wie komme ich zum Aussteigen wieder in die Nähe der Tür? Die zuletzt Eingestiegenen hatten ihren Platz noch nicht gefunden und die Aussteigewilligen drängten bereits wieder in die Gegenrichtung. Nicht selten erreichte die Menschenwand aufeinanderprallend die Festigkeit von Beton, was zur Folge hatte, dass ich nicht selten eine Station zurücklaufen musste.

Lag mein Ziel auf der Strecke zwischen zwei Haltestellen, gab es in der Regel zwei Möglichkeiten dorthin zu gelangen. Entweder ich entstieg der Bahn vor dem Ziel und lief noch ein Stück ‚vorwärts‘, das taten die Meisten. Oder ich fuhr gleich eine Station weiter und lief ein Stück zurück, das wiederum taten die Wenigsten und der Weg war, weil wenig Leute, angenehmer und ich gelangte weniger gestresst an mein Ziel. Was ich sagen will, manchmal führt ein kleiner Umweg außerhalb ‚des Normalen‘ effektiver zum gleichen Ziel.

Mein Hinweis an die wie Harlekine um die Parteiführung tänzelnden Herren der CDU:

Die einzig finale Möglichkeit: Ihr wählt „Gift und Dolch“, allerdings braucht es dazu „einen Arsch in der Hose“. Aber da ist schon MP Günther aus dem Norden, das willfährige Sprachrohr der Kanzlerin, auf der Hut, der uns heute in der Welt erklärt: „Mit Merkel können wir ein sehr gutes Ergebnis bei der Bundestagswahl holen“. Also, auf zur nächsten Runde mit der ewigen Kanzlerin.

Oder ihr arbeitet mit Tricks. Allein brav hinten anstellen hat keinen Sinn, dann bleibt ihr schlicht und einfach stehen, wenn die Tür wieder geschlossen wird. Und wer weiss schon, wann sie dann wieder einmal aufgeht und ob ihr dann an der richtigen Stelle oder erneut ganz hinten steht.

Auf jeden Fall hoffe ich, dass das Procedere, analog zu Erfurt, spannender wird, als die langweiligen, politisch korrekten „Tatorte“ der ARD.

3 Kommentare zu „Alles Wechsel oder was … ?

  1. Den Bewerbern bleibt nur die antike Lösung. Vom Mamataxi in den Dienstwagen, wissen die doch nur dass die Strassenbahnen für das Volk da sind. Ein- und Aussteigen konnten die da doch gar nicht lernen. Gute Umgangsformen (zumindest einige) auch nicht🙂

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  2. „Der smarte Jungmann Rainer im Verkehrsdilemma der DDR“ – sehr lustig zu lesen.
    Meine damals 6jährige Tochter musste mal eines Tages allein mit dem Bus zwei Stationen zum Kindergarten fahren, weil ich verhindert war, sie zu begleiten. Man ließ sie an der entsprechenden Station nicht raus, weil keiner glaubte, dass ein so kleines Mädchen allein aussteigen will. – Zum Glück hat sie von der nächsten Haltestelle den Weg zurück gefunden – ein kluges Kind war sie schon immer.

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  3. 😀

    Siehst’e, man kann den jungen Leuten durchaus etwas zutrauen. Heute werden die Abiturienten von Mama noch morgens in die Schule gefahren, möglichst in den Klassenraum geleitet und dort bewacht, bis der Unterricht beginnt. Und dann gibt es ungehobelte Lehrer, die die Mütter mit dem Klingelzeichen sogar aus der Klasse hinausbitten. Lg. R.

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