Alles Programm oder was … ?

Die CDU und das Fernsehen

Nach der letzten Bundestagswahl 2017, der darauf folgenden Burleske der Regierungsbildung, der seltsamen Krönung der Merkel-Nachfolgerin AKK, der lächerlichen Casting-Show der neuen SPD-„Führung“, hat jetzt AKK den Bettel wieder hingeschmissen und der Tanz der Vampie beginnt von vorn.

Mehr oder weniger bewusst kann ich auf gut 70 Lebensjahre zurückblicken. Vieles hat sich verändert, vor und zurück, viele Dinge scheinen auch statisch zu verharren.

Verändert hat sich z.B. das Fernsehprogramm.

In meiner Kindheit und Jugend war es Usus, dass sich die Familie, auch gern mit Nachbarschaft am Samstag gegen 20.00 Uhr vor dem Fernseher versammelte. Es war die Zeit der Familiensendungen.

„Jede Sekunde einen Schilling“ konnten die Kandidaten bei Lou van Burg verdienen. Danach konnte bei Hans-Joachim Kulenkampff „Einer gewinnen“, bevor Rudi Carrell „das Band laufen“ liess. Späer blockierte gefühlte Jahrzehnte „Wetten, dass…?“ mit Gottschalk am Samstag Abend den Bildschirm.

Über die Jahre wurde das typische Samstagspublikum immer älter, heute dürfte der Altersdurchschnitt bei Mross und Silbereisen knapp jenseits der Grenze zum Jenseits liegen.

Die Zusammensetzung der Fernsehkonsumenten hat sich sehr verändert. Ich kenne in meinem familiären und sozialen Umkreis niemanden, der den alten Fernsehzeiten hinterher trauert. Die Gesellschaft und damit die Interessen sind einfach viel zu kleinteilig geworden, als dass sich alle vor einem oder zwei Fernsehern zum „gemeinsamen Erlebnis“ versammeln könnten.

Mein bewusstes politisches Leben begann im Osten, in unserer de facto Ein-Partei-Republik. Ein Problem der SED bestand darin, dass sie sich aus eigenem Gusto zur „führenden Kraft“ erklärt hatte und in einer sich verändernden Welt permanent dem Versuch hinterher lief sich eine wirkliche gesellschaftliche Legitimation zusammen zu basteln. Man nannte das entstehende Flickwerk eine „wissenschaftliche Weltanschauung“ und da eine logische Herleitung nicht möglich war, wurde das Volk angehalten die „wissenschaftlichen Erkenntnisse“ auswendig zu lernen. Dazu wurden Institutionen geschaffen, die sich „Schule der sozialistischen Arbeit“ und „Parteilehrjahr“ nannten.

Wer die Dinge in Frage stellte, verordete sich per definitionem außerhalb der Gesellschaft, verschwand zwar nicht mehr wie unter Stalin im Gulag, hatte aber – wie Oma Anna selig zu sagen pflegte – „voll neben den Eimer geschissen“. Wenn er / sie nicht ein sehr heller Kopf war, konnte man sich damit eine persönliche Karriere ans Knie nageln.

Seltsamerweise erinnert mich das Ganze in der Rückschau sehr stark an die gegenwärtige Klimafrage. ‚Wer nicht glaubt, ist selbst dran schuld.‘

Über das Westfernsehen erlebten wir im Westen Deutschlands ein nach außen halbwegs funktionierendes Parteien-System.

Es gab die CDU mit ihrer klar vermögens-bürgerlichen Ausrichtung, die SPD verstand sich als politische Vertretung der Arbeitnehmer, dazwischen irrlichterte die FDP mit seinem unternehmerisch-intellektuellen Klientel. Die Fronten waren – halbwegs – klar.

Der Rhythmus war vorhersehbar. Die CDU zog die wirtschaftlichen Zügel an, die Menschen liefen etwas schneller und erwirtschafteten einen Überschuss, eine Umverteilung von unten nach oben. Wurde der Überschuss in Form von steigenden Staatseinnahmen greifbar, bekam die SPD ihre Chance, um wieder einen Teil von oben nach unten zu verteilen. Die FDP versuchte sich als Regulativ zwischen den beiden Polen. Irgendwie funktionierte das System über Jahrzehnte, auch und vor allem weil die politischen Fronten klar waren.

Das Wort von den ‚Volksparteien‘ mag damals partiell gestimmt haben, heute wirkt es anachronistisch.

Wie will eine Partei die Interessen einer sehr kleinteiligen Gesellschaft vertreten, den Spagat zwischen allen gesellschaftlichen Gruppen schaffen? Schlichtweg unmöglich.

Leider wollen das die Protagonisten von CDU und SPD nicht sehen.

Jetzt nach AKK’s Rücktritt schwadronieren sie wieder davon, als „Volkspartei zu alter Stärke zurückkehren zu wollen“, sie gaukeln dem Wähler vor, dass es nur darauf ankomme „den Kampf gegen Rechts“ konsequenter zu führen, dann würde sich von allein alles richten. Ich nenne das Demagogie.

Nein Leute, „Rechts“ ist nur so stark geworden, weil die Parteien, die den Staat seit Jahrzehnten politisch praktisch usurpiert haben, also SPD und CDU, sogar gemeinsam (GroKo) programmatisch zu schwach sind, um einen Großteil der kleinteiligen Gesellschaft noch zu erreichen. Und dieses Dilemma ist auch nicht zu beheben, indem man nun wieder einmal Köpfe austauscht, AKK gegen Merz, Laschet oder „sonst wen“.

Um möglichst viele Gruppen der Gesellschaft mit ihren sehr unterschiedlichen Interessen zu erreichen, muss die Politik dem Volk folgen und nicht umgekehrt. Die Interessenvertretung muss kleinteiliger und damit spezifischer werden. Das damit auch die Plätze an den prall gefüllten politischen Fleischtöpfen begehrter und umkämpfter werden, das ist nun einmal so. Ich bin überzeugt davon, um perspektivisch als Politiker erfolgreich zu sein, zählt nur noch Leistung, gepaart mit Wissen. Die Zeit der inhaltlosen und ungebildeten ‚Schwadronierer‘ und ‚Vermuter‘ wird – hoffentlich bald – zu Ende sein.

Es würde ja auch niemand auf die hirnrissige Idee kommen, Lou van Burg als neue Serie bei Netflix ins Programm zu nehmen? Oder doch? Ich habe kein Netflix.

Euch einen spannenden Dienstag.

5 Kommentare zu „Alles Programm oder was … ?

  1. Würde ich unterschreiben, wäre da nicht zwischendrin die Verknüpfung zur Klimafrage. Auf dem Gebiet sind mir einfach zu viele Dinge inzwischen zu deutlich sichtbar (Gletscherschmelze, Insektensterben, …), als dass ich dort noch von Glaubensfragen sprechen würde. (Ohne Ambitionen, das jetzt ausführlicher zu behandeln, nur statt eines Sternchens, das ich lieber nur halb drücken würde :-))

    Gefällt 2 Personen

    1. ich bestreite doch keinesfalls, dass sich Klima und Wetter permanent ändern. Woran ich mich stoße und aktuell ins Reich des Glaubens verweise, sind die glaubensmäßig postulierten Kausalitäten. Und wenn man sieht, wer wieviel woran verdient, wäre es gut, wenn wir alle in diesem Punkt etwas kritischer wären. Ich gebe Dir (trotzdem) ein ganzes Sternchen.

      Gefällt 2 Personen

  2. 1 % (in Worten: ein) der „politisch tätigen“ Menschen wären ausreichend, um die Misthaufen Bundes- und Landtage zu bereinigen. Und wenn die dann auch noch Wissen besitzen und anwenden, wäre ein Haushaltüberschuß ohne Frage vorhanden.
    Es ist doch denen gegenüber, die jeden Morgen in der Tretmühle ihren „Steuerpfenning“ erwirtschaften, unverantwortlich, sich zu hunderten die Taschen zu füllen und nach einer „Legislaturperiode“ schon Pensionsansprüche zu haben. Es sind zu viele Berufs-Partei-Abgeordnete, die nie gearbeitet haben und die Rentenkasse mit ihrem Obulus beglückt haben.

    Gefällt 3 Personen

  3. Bei dem was momentan abgeht braucht’s ja gar kein TV mehr.. Unsere derzeitigen Politclowns übertreffen ja sämtliche alten Showmaster. Leider ist nicht alles zum Lachen..

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar